Die Frage „Gut oder Böse?“ stellt sich nicht.

Mustafa Kaplan ist aus Köln für einen Geschäftstermin angereist. Als Strafverteidiger ist er nicht nur im Rheinland aktiv, sondern im gesamten Bundesgebiet. In der Lobby des Titanic Hotels am Gendarmenmarkt sitzt er an einem Tisch am Fenster, abgeschieden von den anderen Gästen. Diskretion ist oberste Devise! Er bestellt Kaffee und Schokolade und freut sich – man möchte meinen diebisch – auf das Gespräch. Dass er auf dem Cover seines im Piper Verlag erscheinenden Buches die Pose Michael Corleones – gespielt von Al Pacino – in „Der Pate“ einnimmt, amüsiert ihn. Auch im Titel kokettiert er mit seinem Ruf, als Strafverteidiger die heißesten Eisen anzufassen und umstrittene Mandate anzunehmen. Der „Anwalt der Bösen“ klärt auf über seine Verteidigungsstrategien und seine Vorstellung von Männlichkeit.

Erinnern Sie sich an den Kampf zwischen Mike Tyson und Evander Holyfield 1997, Herr Kaplan? Tyson biss Holyfield in beide Ohren und wurde zu 3 Millionen Dollar Strafe verdonnert.

Ich wusste, der hat seine crazy Momente. Es war falsch, aber ich konnte ihm schnell verzeihen, weil er nach dem Biss so verloren aussah. Er hat dafür auch zurecht die Geldstrafe bekommen und der Sieg ging an Holyfield.

Sie ziehen Parallelen zwischen dem Boxkampf und Ihrem Job als Anwalt. Kennen Sie diesen Tyson-Moment in Ihrer Karriere?

Als Anwalt ist mir etwas Vergleichbares nicht passiert. Ich versuche gerade im Gerichtsverfahren sehr kontrolliert zu sein. Schließlich bin ich verantwortlich für meinen Mandanten. Tyson war nur für sich selbst verantwortlich. Niederlagen aber sind Teil meines Geschäfts. Wenn etwas falsch läuft, versuche ich das so schnell wie möglich zu erkennen, damit das nicht entgleitet … und eben kein Tyson-Moment eintritt. 

„Kartoffelfressen klatschen“ war zeitweise eine Ihrer Freizeitbeschäftigungen. Als Jugendlicher waren Sie Mitglied einer türkischen Gang namens Peppies. Was verbinden Sie mit dieser Zeit?

Das ist nichts, was ich gern erzähle. Meine Kinder haben davon erst durch dieses Buch erfahren. Ich bin in diese Gang reingerutscht. Das war eine Mischung aus Aufbegehren gegenüber den Eltern, aber auch gegenüber den Almans, den Kartoffeln – so haben wir damals in der Gang gesprochen. In dieser schrägen Truppe wurden Diebstähle begangen, ich habe Schmiere gestanden. Wir sind in der Stadt herummarschiert und haben grundlos deutsche Jugendliche angegriffen. Das war letztendlich Rassismus. Wenn man erst einmal das Individuum auslöscht oder das Individuum einer Gruppe zuschreibt, dann fällt es einem leichter, zu diskriminieren. Das war eine Phase, die ich zutiefst verachte. Sie ist aber trotzdem ein Teil von mir.

Wie vollzog sich die Verwandlung von Saulus in Paulus, von Peppie-Mustafa in RA Kaplan?

Ich hatte das Glück, dass ich in meinem Freundeskreis Leute hatte, wo der Einsatz für soziale Gerechtigkeit eine große Rolle spielte. Es gab den einen Mustafa, aber auch den der Gang. Ich weiß nicht, wie ich das hingekriegt habe, aber ich habe die beiden Welten strikt voneinander getrennt. Dass ich mir nach eineinhalb Jahren gesagt habe „Hey, das ist nicht richtig“, den Leuten ihre Autoradios und teuren Bomberjacken zu klauen und unschuldige Jungs grundlos zusammenzuschlagen, das war eine Entscheidung von jetzt auf gleich. Mir ist der Ausstieg insofern leichtgefallen, weil ich ja noch meinen richtigen Freundeskreis hatte.

Ihr Großvater Dede war Ihre Leitfigur. Mit ihm grillten Sie Spatzen und bastelten Steinschleudern. Dede hat Sie auch als Junge, als Mann geprägt. Was können die Jungen heute von den Alten hinsichtlich Männlichkeit lernen?

Da muss man erstmal verstehen, was man mit Männlichkeit meint. Für mich bedeutet Männlichkeit Respekt gegenüber anderen Menschen, Empathie, da sein für kleine Leute. Männlich ist für mich auch Liebe zu fühlen und zu zeigen. Wenn ich mein Verhältnis als Kind zu meinem Vater mit der Beziehung zu meinem Opa vergleiche, dann liegen da Welten dazwischen. Mein Opa konnte seine Liebe mir gegenüber ausdrücken, während mein Vater das nicht geschafft hat. Ich habe immer versucht, meinen Kindern die Liebe zu schenken, die ich von meinem Großvater erfahren habe. Ich will meine Kinder umarmen, sie berühren.

Die Beschneidung ist im Islam überwiegend Pflicht. Die Zugehörigkeit zum Islam wird damit ausgedrückt, da Mohammed ohne Vorhaut geboren worden sein soll. Dieses Ritual ist aber auch ein Symbol für Mannwerdung. Ist dieser Schmerzenskult untrennbar mit Männlichkeit verbunden?

Für mich macht das einen Mann nicht aus. Das ist eine Prozedur, die durchgeführt wird, aber aus meiner Sicht nicht erforderlich ist. Wenn man das aus medizinischen Gründen machen möchte, ist das in Ordnung. Wenn jemand sagt, ich bin gläubiger Muslim und ich finde, dass das dazugehört, dann würde ich mich niemals einmischen. Das macht aber für mich eine Person nicht zu einem Mann. Wenn jemand nicht beschnitten ist, dann ist er für mich nicht weniger wert.

Ein liberales Verständnis von Sexualität war charakteristisch für die Zeit, in der Sie aufwuchsen. Ihre Eltern hingegen hatten Sie nicht einmal aufgeklärt. Wie kamen Sie mit dieser Spannung klar?

Ich war ein Spätzünder. Damit meine ich nicht, dass ich mit 18 oder 20 erst Erfahrungen machte. Es fing schon mit 14 oder 15 an. Sexualität war schlichtweg kein Thema zuhause. Meine Aufklärung ist tatsächlich im Freundeskreis erfolgt. Als ich meine ersten sexuellen Erfahrungen mit Mädchen in meiner Klasse hatte, habe ich das zuhause auch nicht erzählt. Ich habe mir gedacht, das werden die nicht verstehen. Als ich merkte, dass ich so schlecht nicht ankomme bei Mädels in meinem Alter und ich auf den Geschmack kam, wurde ich lockerer. Nichts hassen Mädchen so sehr wie einen verkrampften Jungen, der sich nicht traut, offen zu sein und zu reden. Irgendwann hatte ich dann den Eindruck, dass ich es raushabe … (lacht)

Nichts macht so sexy wie Erfolg. Können Sie dieses Sprichwort bestätigen?

Vielleicht muss man sagen: Auch Erfolg macht sexy. Sexy ist auch, wenn jemand intelligente Sachen sagt, angenehme Gespräche führt und empathisch ist. Das finde ich schon sehr sexy. Erfolg ist mit einer gewissen Ausstrahlung verbunden, wenn man einen Plan hat. Wenn man diesen Plan kommunizieren kann, dann wirkt man selbstsicher. Und wenn man selbstsicher ist, dann wirkt man glaub‘ ich sexy.

Die Juristenbrille steht Ihnen gut, offensichtlich haben Sie aber auch den Boxhandschuh an beim Schreiben. Sätze wie „Mir war es gleich, dass der Klient das Köpfen der Kuffar, der Ungläubigen, befürwortete“ knocken einen ganz schön aus … Macht es Ihnen Spaß dem Leser einen Haken zu verpassen?

Das mag ein Nebeneffekt sein, aber ich meine es tatsächlich so. Ich habe klare Vorstellungen, mit wem ich zusammenarbeiten möchte und mit wem nicht. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich mit einem Mandanten zusammenarbeiten kann, dann ist es mir gleichgültig, aus welcher politischen Richtung er kommt. Es interessiert mich auch nicht, was andere über mich denken. Ich muss mit mir im Reinen sein bezüglich der Fälle, die ich bearbeite. Ich muss mir sagen können, du hast dein Bestes gegeben, du hast eine seriöse Arbeit abgeliefert. Ich käme in Teufels Küche auch mit mir selbst, wenn ich mich von Dritten beraten ließe. Die Entscheidung, ob ich ein Mandat annehme, bespreche ich ausschließlich mit mir. Ich würde mir auch nicht anmaßen, anderen vorzuschreiben, wie sie ihre Arbeit zu machen haben.

Gewalt, Niedertracht, kriminelle Energie, aus diesem Stoff ist Ihr Arbeitsalltag gemacht. Wie schafft man es da, Rückgrat zu bewahren und nicht den Schwanz einzuziehen?

Gerade weil ich um mich herum so viel kriminelle Energie und Chaos in strafrechtlicher Hinsicht habe, muss ich straight sein. Ich verlange schließlich auch, dass die Staatsanwaltschaft sauber arbeitet. Wenn sie mir Geschenke machen will, dann soll sie’s machen, das ist für mich aber kein Gradmesser.  Ich bin klar und unmissverständlich in meiner Arbeit als Anwalt.

Im Titel Ihres Buches werden Sie uns als „Anwalt der Bösen“ präsentiert. Gibt es nur die Bösen oder auch das Böse?

Ich habe den Verdacht, dass sowohl heute als auch in der Vergangenheit mit diesen Begriffen hantiert wird, wenn man sich gewisse Menschen, Verhaltensweisen oder Vorgänge nicht so richtig erklären kann. Auch werden diese Begriffe verwendet, um Menschen in bestimmte Schubladen zu stecken. Meine Mandanten sind meine Mandanten und ich würde sie nicht als böse oder gut bezeichnen. Es sind in aller Regel Menschen, die meine Hilfe benötigen und wenn ich denen helfen kann, dann helfe ich denen. Die Frage „Gut oder Böse?“ stellt sich nicht.

Wie stellen Sie sich dieses Böse vor?

Da muss man wahrscheinlich das, was einem in der Kindheit erzählt wurde oder was man aus Büchern, aus der Bibel auch kennt, heranziehen. Wenn man an das Böse denkt, dann ist das in der Regel eine Mischung aus Mensch und Monster: groß, kräftig, behaart, dunkel, muskulös mit etwas Teuflischem. Tatsächlich aber ist diese Vorstellung der künstlerischen Freiheit des Menschen geschuldet. Wenn man das Böse gleichsetzt mit Monstern, dann hat das zudem mit uns Menschen nichts mehr zu tun. Deshalb bezeichnet man Gewaltverbrecher nicht selten als Monster oder unmenschlich. Dadurch distanziert man sich von diesen Menschen: Mit diesen Leuten hat man ja nichts zu tun!

Es gibt Menschen, die der Ansicht sind, ein „Anwalt der Bösen“ sei schlimmer als die Bösen selbst. was würden Sie entgegnen?

Ich finde, diese Auffassung ist nicht richtig. Aus dieser Formulierung spricht Hilflosigkeit. Als Anwalt bin ich ja nicht in der Situation, dass ich Menschen gefallen möchte mit meiner Art, meiner Arbeit. Ich will ja nicht „Everybody’s Darling“ sein. Kann ich auch gar nicht!  Ich bin nicht in einer vermittelnden Situation, sondern ganz klar in einer Situation, wo ich für meinen Mandanten Farbe bekennen muss. Für Außenstehende, auch für Kollegen und Kolleginnen von Ihnen komme ich dann vielleicht schlimmer daher als so manch Angeklagter. Das wird aber einem Strafprozess und meinem Beruf nicht gerecht. Ich merke, dass einige Kollegen von Ihnen recht einfach und undifferenziert an die Dinge herangehen. Bei der Berichterstattung zum Revisionsprozess gegen Stephan Ernst wurde auch in namhaften Zeitungen versucht, die Anwälte gegeneinander auszuspielen. Über die Opferanwälte wird oft sehr wohlwollend geschrieben. Die Anwälte der Angeklagten erwähnt man dagegen eher mit einem negativen Unterton. Das stört mich ein bisschen. Da wird wieder Schwarz-Weiß-Malerei betrieben. Das wird der Sache nicht gerecht. Ich sehe das nicht so, dass ich etwas ganz Schlimmes mache in meiner Arbeit. Im Gegenteil: Ich sehe meine Arbeit als eine große Herausforderung auch im Kampf für den Rechtsstaat und rechtsstaatliche Verfahren. Das nehme ich sehr ernst. Und wenn ich das sehr ernst nehme und andere sich dabei gestört fühlen – dann ist das halt so.

Sind Sie gelegentlich auch ein Advocatus Diaboli?

Dass ich auf diese Frage mit einem konsequenten „Nein“ antworte, können Sie von mir nicht erwarten. So sehe ich mich nicht. Ich verstehe mich auch nicht als ein Anwalt, der zu einem Gerichtstermin mit seinem Mandanten geht und beabsichtigt, sich selbst und seinen Mandanten gleich mit auf den Boden zu werfen und vor dem Kadi um Gnade zu winseln und um ein mildes Urteil zu betteln. Das ist nicht der Fall. Ich bin ja nicht neutral, sondern bin Partei. Selbstverständlich versuche ich in Kenntnis des Akteninhalts für meinen Mandanten das bestmögliche Ergebnis herauszubekommen. Das kann auch bedeuten, dass am Ende ein Konflikt von meiner Seite mit dem Gericht, mit der Staatsanwaltschaft, aber auch mit Zeugen die Folge sein kann. Dann kann es vorkommen, dass auch Zeugen mich oder meine Arbeitsweise als unangenehm empfinden. Ich bin der Strafprozessordnung verpflichtet, teste aber auch, wie weit ich gehen kann: Wenn das Gericht meine Frage zulässt, dann muss der Sachverständige beispielsweise meine Frage beantworten. Auf manche wirke ich beim Austesten dieser Grenzen unangenehm, für meine Mandanten eher angenehm. Das hängt vom Blick des Betrachters ab.

Sie scheuen nicht nur vor Grenzen zurück, sondern machen auch nicht vor Tabus machen Halt. Dass Gewalt gegen Frauen in türkischen Communities ein großes Problem ist, wagen viele nur hinter vorgehaltener Hand auszusprechen. Haben Sie keine Angst, das Kind beim Namen zu nennen?

Nein. Wenn sich Leute daran stören, dass ich das sage, damit kann ich leben.

Natürlich ist das ein Problem. Statistiken kann ich nicht anführen, bin aber sicher, dass diese nur die Spitze des Eisberges zeigen. Als Anwalt habe ich die Erfahrung gemacht, dass Gewalt gegenüber Frauen in türkischen Familien oft vorkommt. Das Problem soll aber meist familienintern geklärt werden. Ich habe da meine Zweifel, dass das möglich ist. Ich kenne zig Verfahren, wo die Frau vergibt, weil der Mann verspricht, das nicht mehr zu tun. In allermeisten Fällen passiert es aber doch wieder. Und nicht nur einmal!

Wie sollte sich dieses Wissen um Gewalt in bestimmten Communities rechtspolitisch auswirken?

Wir sind ja inzwischen auch in Deutschland seit ein paar Jahren so weit, dass wir sagen, wir sind ein Einwanderungsland. Diese Erkenntnis finde ich schön! Gerade weil wir in einem Einwanderungsland leben, haben wir Menschen aus unterschiedlichen Regionen, Kulturen, Lebensvorstellungen und Religionen hier. Ich bin fest davon überzeugt, dass das in unserem Land zu einem überragenden Anteil fantastisch funktioniert. Es gibt aber auch Menschen und Gruppen, wo es nicht so gut funktioniert. Da kommt der Staat ins Spiel. Der Saat hat die Aufgabe, mit all seinen Ermittlungsbehörden, mit all seinen Gerichten und Polizeibeamten dafür zu sorgen, dass alle Menschen in diesem Land – wenn sie es wollen – friedlich miteinander leben können. Dass sich die allermeisten Menschen daran halten, ist Fakt. Wenn es aber Menschen gibt, die sich nicht an Gesetze und Normen halten, müssen Ermittlungsverfahren eingeleitet und die Taten dieser Menschen geahndet werden. Dann kann es doch nur in unser aller Interesse sein, dass wir nicht unterscheiden zwischen einem potenziell Beschuldigten mit blonden Haaren und blauen Augen oder einem mit dunklen Haaren und braunen Augen. Kriminalität kennt keine Religion und keine Staatsangehörigkeit. Diejenigen, die sich gegen den Staat und die Gesetze stellen, müssen die Konsequenzen tragen. Und das ist gut so!

Es ist eine Gratwanderung, kulturelle Besonderheiten zu respektieren und zugleich Recht und Gesetz durchzusetzen. Wo sehen Sie da eine besondere Problematik?

Ich glaube, wir haben im Strafgesetzbuch und in der Rechtsprechung so viele diffizile Vorschriften geschaffen, dass wir nicht jedes Mal, wenn eine Tat mediale Wellen schlägt, das Rad neu erfinden müssen. Was aber zu beobachten ist, dass nach Vorkommnissen wie der Silvesternacht 2015/16 am Kölner Hauptbahnhof Gesetzesvorhaben aus der Schublade genommen werden, die schon länger dort lagen. Solche Geschehnisse dienen als Anlass, neue strafrechtliche Verschärfungen vorzunehmen. Ich wünsche mir manchmal eine gewisse Lässigkeit, eine gewisse Sachlichkeit in solchen Diskussionen zurück. Dass die Kriminalität durch Gesetzesverschärfungen abnimmt, ist ja nicht der Fall. Wenn die schärfsten Gesetze eine niedrigere Kriminalität zur Folge hätten, dann hätten wir in den USA ja gar keine Kriminalität mehr. 

Welchen Ansatz schlagen Sie vor?

Ich würde immer schauen, wie man dem Opfer helfen kann. Den Ansatz Täter-Opfer-Ausgleich, den wir ja schon im Gesetz haben, finde ich ganz fantastisch. Täter und Opfer müssen so in einen Dialog miteinander treten. Das Opfer kann den Täter mit der Tat konfrontieren und ihm sagen, dass er Wunden auch seelischer Natur bei ihm hinterlassen hat. Der Täter erfährt eine ganz andere Sicht und zwar nicht vom Richter, sondern unmittelbar vom Opfer. Meine Erfahrung ist: Wenn Täter vom Opfer unmittelbar angesprochen werden, dann brechen sie oftmals zusammen. Dieses Instrumentarium müsste man viel öfter einsetzen. Das versuche ich auch. Sowohl das Opfer als auch der Täter haben da etwas davon. Wenn wir dadurch Rechtsfrieden schaffen können, haben wir als Gesellschaft am allermeisten davon.

Debatten über rechtspolitische Ansätze sind dringend vonnöten. Wie aber geht man mit den Schweigenden um? Rocker, Islamisten, Neonazis, russische Syndikate … Sie alle eint die Omertà. Wie kann man solche Schweigekartelle aufbrechen?

Da bin ich mir nicht sicher, ob ich der richtige bin, der das beantworten kann. Das ist eine Aufgabe der Ermittlungsbehörden. 

Ein Tipp vielleicht aus Ihrer Erfahrung?

(lacht) Wissen Sie, oftmals ist es ja so, dass ich als Strafverteidiger davon profitiere, dass die schweigen. Die Ermittlungsbehörden brauchen wohl keine Tipps. Die haben ihre Kronzeugenregelung, ihre Deals …

Die sind aber ziemlich unwirksam …

Da bin ich mir nicht so sicher.

Dann fragen wir so: Kennen Sie Besonderheiten, die zu anderen Ansätzen führen müssten?

Ich kenne andere Ansätze, die werde ich Ihnen aber nicht verraten. (lacht)

Rachegelüste aller Art werden im Netz und auf dem Bildschirm ausgelebt. Wie halten Sie Ihre Rachegelüste im Zaum?

Puh, Rache ist ein großes Wort! Privat gibt es schon Momente, wo ich Rache empfunden habe. Es war aber niemals so, dass ich unüberlegt gehandelt hätte. Als Anwalt erst recht nicht. Wenn in einem sehr aufwändigen Prozess von einer ursprünglich drohenden hohen Strafe nur ein geringer Teil übrigbleibt, dann lebe ich auf gewisse Weise Rachegelüste aus – Rache durch Selbstkontrolle.

Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.

Ach, das ist auch schön (schmunzelt)

Politisch gesehen waren Sie eine Zeitlang ganz links angesiedelt. In einem Sommercamp der FDJ interessierten Sie sich aber eher für die hübschen Mädchen als die Weltrevolution. Hat sich das inzwischen geändert?

Ich hab‘ zwei hübsche Mädchen: Meine Tochter und meine Freundin. Na ja, die Weltrevolution! Ich kann mich nicht daran, jemals das „Kapital“ gelesen zu haben. Es war für mich ein Sommerlager mit Freunden. Das waren für mich Larifari-Gespräche, die mit der gelebten Realität null zu tun haben. Ich bin ein praktisch veranlagter Mensch. Ich sagte mir: Lass die doch reden. Während die geredet haben, hab‘ ich mit den hübschen FDJlerinnen Dates für den Abend vereinbart. (lacht)

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